Fast schon Zuhause: Durch Polen und Sachsen

Zugegeben, es ist schon eine Weile her. Vor ungefähr zwei Monaten erreichten wir Polen, unsere letzte Station der Reise. Die letzten Tage in Litauen hat es nur noch geregnet, von der Hitzewelle, die angeblich ganz Deutschland quälte, konnten wir nur träumen. Daher freuten wir uns, die letzte Nacht in Litauen bei einem Couchsurfer in der Stadt Alytus zu verbringen und von einer herzlichen Familie mit regionalem Essen verwöhnt zu werden.

Wir freuten uns total auf Polen. Zweimal waren wir schon gemeinsam dort, aber noch nicht mit dem Fahrrad. Außerdem haben wir bisher noch keine richtigen Bekanntschaften in Polen. Ein Umstand, den wir dieses Mal auf jeden Fall ändern wollten und wo geht das besser als beim Feiern? Unsere erste Station ist daher das Tribalanga-Festival in der Nähe von Białystok. Das Festival findet mitten im Wald statt und die tolle Dekoration und die atmosphärische Musik nehmen uns direkt ein. Schnell haben wir uns mit unseren Zeltnachbarn angefreundet und auch die Sonne zeigt sich wieder öfter. Nach 3 Tagen Feierei geht es wieder auf die Räder und wir sind dankbar, für den GreenVelo: Ein tolles Netz aus Fahrradwegen in Ostpolen, dass uns die ersten Tage unkompliziert und ohne Steigungen durch die Wälder navigiert.

Lange ringen wir mit uns, ob wir Warschau besuchen oder die Hauptstadt nördlich umfahren. Am Ende entscheiden wir uns für letzteres. Der Sommer feiert ein Comeback und das Campen in der Natur macht wieder richtig Spaß, die Großstadt reizt uns da nicht besonders. Wir folgen der Narew und anschließend der Weichsel und genießen die Skyline von Warschau aus der Ferne. In einer Datscha-Siedlung fragen wir nach Trinkwasser. Sofort werden wir gefragt, wo wir denn die Nacht verbringen. Das Nachbarhaus unserer Gastgeber steht leer und so werden wir dort einquartiert und eingeladen übers Wochenende zu bleiben. Die Entscheidung fällt uns nicht leicht, doch am nächsten Morgen brechen wir wieder auf. Vor allem, weil unser nächstes Ziel Łódź (deutsch: Lodsch) ist, wo Łukasz auf uns wartet, den wir schon in Vientiane (Laos) kennengelernt haben und der uns zu sich nach Hause eingeladen hat. Łódź ist eine tolle Stadt und erinnert uns mit ihrer Aufbruchstimmung an Leipzig, aber das Wetter ist mittlerweile super und nach einem Tag fahren wir zu viert an den nächstgelegenen See und verbringen dort zwei tolle Tage mit Campen, Grillen und Baden.

Von jetzt an sind es nur noch 350 Kilometer bis zur deutschen Grenze und so langsam steigt die Nervosität. Wollen wir überhaupt schon zurück? Aber die Antwort ist klar, wir freuen uns auf Familie, Freunde und endlich wieder länger an einem Ort sein. Das Land ist eben, wir kommen schnell voran und die Tage vergehen im Nu.  Landschaftlich werden die Unterschiede zum Ostdeutschen Tiefland geringer, aber fast jeden Abend finden wir einen See zum Baden und Zelten, das entschädigt für die manchmal langweiligen Strecken. In Zgorzelec besorgen wir noch polnische Spezialitäten (besonders der Haselnussschnaps hat es uns angetan) und dann stehen wir schon an der Neiße.

Polen hat uns auch dieses Mal nicht enttäuscht. Zugegeben, von der Landschaft hätten wir etwas mehr mitnehmen können. Im Norden haben wir die Masuren und die Ostsee verpasst, im Süden die Ausläufer der Karpaten, von denen viele begeistert erzählt haben. Am Schluss hatten wir es dann doch zu eilig. Leipzig, unsere Freunde und Familien waren nah und es fiel uns immer schwerer, neue Eindrücke aufzunehmen und uns zu entspannen. Das tollste von Polen haben wir trotzdem mitbekommen und das sind die Menschen. Auch wenn die nationalistische Regierung oft andere Töne anschlägt, wir haben unglaublich offene, interessierte und hilfsbereite Polinnen und Polen kennengelernt.

Nun müssen wir nur noch einmal quer durch Sachsen fahren. Es ist Wahlkampf für die Landtagswahlen und die omnipräsenten blauen Plakate bringen uns in die sächsische Realität zurück. Zum Glück werden wir in Görlitz herzlich empfangen. Unser Gastgeber Ingo ist Journalist für die Sächsische Zeitung und zeigt uns die schönen Seiten seiner Heimatstadt. Außerdem werden wir von unseren Freunden Aaron und Claudi abgeholt, die uns bis Dresden auf dem Fahrrad begleiten.

 

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