Istanbul, Istanbul

Kurz vor Istanbul mussten wir die erste Niederlage der Tour einstecken: Wir haben es nicht mit dem Fahrrad bis in die Stadt geschafft. So gerne wären wir mit den Rädern in Istanbul eingefahren, aber das Wetter hat uns im Stich gelassen. Nachdem es tagelang stark gewittert hat, war die Angst vor den Blitzen zu stark. Die letzten 100 Kilometer haben wir die Räder zusammengepackt und sind in den Bus gestiegen.
Vom Istanbuler Busbahnhof bis zu unseren Gastgebern waren es noch zehn extrem bergige Kilometer, von daher fühlte es sich zumindest so an als wären wir bis in die Stadt gefahren.

Gastfreundschaft ist eine tolle Sache. Wie bei so vielen schöne Sachen kann man aber auch von ihr zu viel bekommen. Wir haben bisher tolle Menschen kennengelernt, intime Einblicke bekommen und so manches feine Mahl wurde mit uns geteilt. Als guter Gast gibt man jedoch auch häufig einen kleinen Teil seiner Selbstbestimmung ab.  In Istanbul brauchten wir mal eine kurze Erholung vom Gast-Sein und mieteten uns ganz spießig ein Doppelzimmer, um für ein paar Tage wieder souverän über unsere Essens- und Schlafgewohnheiten zu bestimmen.
Abgeschreckt vom Touristenrummel auf der europäischen Seite Istanbuls verzogen wir uns schnell über den Bosporus auf die asiatische Seite, genauer gesagt nach Kadiköy. Dort geht es etwas ruhiger zu, es finden sich riesige Märkte sowie eine Unzahl an Bars und Straßencafés. Diese haben meist keine Lizenz zum Alkoholausschank, welche in den letzten Jahren immer schwieriger zu bekommen ist. Erstaunt stellten wir fest, dass sich die Menschen die Lust am Ausgehen aber nicht verderben lassen. Die Cafés sind bis spät in die Nacht gut besucht und unabhängig vom Wochentag sitzen Menschen bei Tee und Backgammon (Tavla) zusammen. Von da an nahm die Stadt uns in ihren Bann und nach kurzer Zeit erschien uns das Verkehrschaos, die freundlichen Straßenhunde und die durchgängig geöffneten Bäckereien schon vollkommen normal.
Nach zehn Tagen in Istanbul stellten wir fest, dass die Reisekasse doch etwas unter den immer verfügbaren Leckereien leidet und wir wahrscheinlich Monate bräuchten um dieser Riesenstadt auch nur ansatzweise gerecht zu werden. Also verabschieden wir uns etwas widerwillig und fahren weiter Richtung Osten, wo wir schon auf einem Öko-Bauernhof erwartet werden.

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