Der Endgegner: Die M41 nach Bischkek

Der ursprüngliche Plan war es, nach Usbekistan durch Tadschikistan über den Pamir-Highway zu fahren. Die M41, wie der Pamir-Highway offiziel heißt, ist die höchgelegenste Fernstraße der Welt und unter Fahrradfahrer*Innen ziemlich beliebt. Wann immer sich Radfahrer in Zentralasien begegnen, fragt man sich geheimnisvoll -und auch den Pamir gefahren? Je länger wir unterwegs waren, desto mehr mussten wir feststellen, dass dieser Plan wahrscheinlich nicht aufgeht. Ein Großteil der Strecke führt über 4000 Meter hohe Berge und dafür waren wir Ende Oktober dann doch etwas zu spät dran. Nachdem uns die ersten Kälteeinbrüche in Usbekistan etwas zugesetzt hatten, begruben wir diesen Plan dann entgültig. Als Kompensation wollten wir zumindest das letzte Stück der M41 von Osch nach Bischkek fahren.
Als wir Kirgistan erreichten, zeigte sich der Herbst noch einmal von seiner schönsten Seite. Tagsüber erreichte das Thermometer angenehme 15 Grad und alles leuchtete bunt-golden in den prächtigsten Herbstfarben. Bis nach Bischkek waren es von der Grenze noch etwas über 500 Kilometer, müsste also in ein paar Tagen machbar sein. Die ersten 300 Kilometer waren auch schnell gefahren. Kirgistan ist deutlich schwächer besiedelt als Usbekistan, was das Wildcampen  erleichterte und am Straßenrand leuchteten die Laubbäume mit wild-wachsenden Hanfpflanzen um die Wette. Die Strecke wurde schnell bergig und die Landschaft überraschte uns mit dramtischen Bergkulissen. Wir konnten uns gar nicht satt sehen.
Zwei Pässe über 3000 Meter mussten wir bezwingen und das Wetter wurde nun wieder ungemütlicher. Aber die Pässe waren angeblich frei und vor sowie auch nach dem Pass gab es kleine Gasthäuser, in denen wir zur Not schlafen konnten. Das erste war dann auch gleich geschlossen. Macht nix, dachten wir uns, die 20 Kilometer bergauf schaffen wir noch, dann müssen wir ja nur noch zum nächsten Gästehaus rollen. Der Nieselregen war zwar lästig aber auszuhalten. Die komische SMS, die auf unsere neue kirgisische Sim-Karte kam ignorierten wir, unser kirgisisch ist ja auch nicht besonders gut. Im Nachhinein erfuhren wir, dass diese vom Wetterdienst kam und einen Schneesturm mit Temperatursturz ankündigte. Nach 10 Kilometern erreichten wir diesen und mussten feststellen, es geht keinen Schritt mehr weiter. Unsere Handschuhe waren dem nicht gewachsen und bei dem Sturm würden wir das Hotel nicht vor Einbruch der Nacht erreichen. Als wir schon kurz davor waren, unser Zelt aufzubauen hielt ein Geländewagen neben uns, den wir schon kannten: Zwei Russen, die uns schon zwei Tage vorher begegnet waren und mit denen wir nett geplaudert hatten. Schnell waren die Fahrräder im Kofferraum verstaut und wir saßen auf der Rückbank. Zum Aufwärmen gab es Wodka und Cognac und so ging die Reise los. Auf der Straße ging derweil gar nichts mehr voran. Gefühlt war der robuste Toyoto, in dem wir saßen, das einzige Auto, dass noch irgendwie voran kam.
Als wir am Abend in Karabalta ausstiegen, ärgerten wir uns trotzdem ein bisschen. Gerne wären wir die schöne Strecke bis zum Ende gefahren. So lagen nur noch 150 Kilometer auf großer, durchgängig von Siedlungen und Geschäften gesäumter Straße vor uns. Eine eisige Nacht gönnten wir uns noch im Zelt, dann fuhren wir in Bischkek ein.

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