Wir sind in China!

Die Pause ist vorbei und wir sind endlich wieder auf den Rädern. Fühlt sich gut an. Auch wenn das Wetter bei Minusgraden und dichtem Nebel (auch für uns eine neue Kombi…) eher herausfordernd ist. Von Bischkek aus fahren wir nach Almaty und haben dafür großzügige drei Tage angesetzt. Am Ende wird es trotzdem knapp. Gegenwind, frostige Temperaturen und der ein oder andere Hügel kosten mehr Kraft als gedacht. Zum Glück haben unsere Couchsurfing Gastgeber Gao und Timur in Almaty die Bude ordentlich eingeheizt und wir wärmen uns zwei Tage auf bevor wir weiter Richtung Grenze radeln. Die letzten Tage in den Stans nutzen wir, um uns reichlich Plov, Lagman und Wodka zu gönnen. Das Thermometer klettert jetzt auch tagsüber nicht mehr über Null Grad, dafür haben wir aber Sonnenschein mit Rückenwind und schaffen für uns sonst undenkbare 180 km an einem Tag. In den letzten Nächten zeigt sich Kasachstan nochmal von seiner besten Seite. Wir verbringen einen Abend auf einer für uns ziemlich bizarren Beschneidungsparty und schlafen in einem kleinen Dorf bei einer fürsorglichen Familie (beide Male gibt es natürlich Plov – auch zum Frühstück).

Dann sind wir auch schon an der Grenze und überholen erstmal eine kilometerlange Schlange an wartenden LKWs. Hat die Grenze etwas zu? Aus Kasachstan raus sind wir schnell, kompliziert wird es erst auf der chinesischen Seite. Irgendwie wissen die Grenzsoldaten nix mit uns anzufangen. Der Grenzübergang ist wohl neu und wir anscheinend die ersten Fahrradfahrer. Also warten wir erst mal eine Stunde, zum Glück in einem beheizten Büro. Irgendwann kam dann wohl das OK und wir dürfen zum eigentlichen Grenzgebäude. Dem Geruch nach wurden unsere Räder in der Zwischenzeit ordentlich mit Chlor abgespritzt, man weiß ja nie. Das Grenzprozedere dauert in China ein bisschen länger. Das Gepäck wird an drei verschiedenen Stellen durchleuchtet, unsere Mobiltelefone auf verdächtige Fotos durchsucht und auch wir werden einer Befragung unterzogen, was wir denn in China so zu tun gedenken. Mit kleinen Verlusten (der gute kasachische Käse musste leider drüben bleiben) überstehen wir auch diese Hürde und sind in China!

Genauer gesagt in Xinjiang, der nordwestlichen Problemprovinz, in der es immer wieder zu ethnischen Spannungen zwischen Uiguren und von der Regierung angesiedelten Han-Chinesen kommt. Im Namen der Terrorismusbekämpfung wurde hier ein Polizeitstaat errichtet, der seinesgleichen sucht. Eine Polizeistation gibt es an jeder zweiten Kreuzung (keine Übertreibung) und beim Betreten jedes Gebäudes wird das Gepäck geröngt und unsere Ausweise gecheckt. Zeitweise sind mehr Sicherheitskräfte als Zivilisten auf der Straße unterwegs. Und selbst diese tragen mehrheitlich rote Armbinden und geben sich damit als “Freiwillige” zu erkennen, die der Sicherheit und Aufstandsbekämpfung dienen. Wir fühlen uns unwohl und sind froh, dass wir den ersten Bus in die Provinzhauptstadt Urumqi bekommen. Dort wird es aber noch bizzarer und neben den oben genannten Phänomenen kommt noch eine Dauerbeschallung mit chinesischen Kinderliedern dazu. Sobald wir das Haus verlassen, laufen zwei von Kindern vorgetragene Propagandalieder in Dauerschleife (Kostprobe gefällig?). Auf die Dauer muss das verrückt machen. Für weitere Informationen zur Lage in Xinjiang hier ein Artikel der tagesschau.

Bei -15 bis -20° ist es uns entgültig zu kalt zum Fahrradfahren, deswegen steigen wir in den Nachtzug nach Chengdu. Nach 36 Stunden auf engstem Raum sind wir pünktlich zu Heiligabend am Ziel. Weihnachten verbringen wir mit einem leckeren Feuertopf und besuchen die Pandabären Auzuchtstation.

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