China II: Chengdu bis Dali

Seit unserem letzten Beitrag sind schon über vier Wochen vergangen und wir sind ein ganzes Stück südlicher gekommen. Fast 1500 Kilometer und unzählige Höhenmeter haben wir seitdem bewältigt und fühlen uns China schon ein ganzes Stück näher. Aber der Reihe nach:

Am 1. Januar schälen wir uns verhältnismäßig früh aus dem warmen Hostelbett in Chengdu und machen uns auf den Weg. Unser nächstes Ziel ist Xichang und liegt ca. 600 km entfernt. Die ersten Nächte verbringen wir meistens im Hotel. Das Wetter ist feucht-kalt und wir sind etwas faul. Zudem ist in China noch Nebensaison und die Unterkünfte günstig. Die ersten Tage fahren wir an Flüssen entlang, meist nur durch die allgegenwärtigen Baustellen gestört. Ganz China scheint ein unglaubliches Infrastrukturprogramm zu durchlaufen. Oft verlaufen mehrere große Straßen parallel und an einer zusätzlichen wird gerade gebaut.
An einem sonnigen Nachmittag werden wir von der Polizei gestoppt und bekommen erklärt, dass diese Präfektur für Ausländer gesperrt sei und wir umkehren müssen. Das kommt für uns aber gar nicht infrage, schließlich sind wir gerade einen 30 Kilometer langen Berg runtergeradelt, den wir nicht direkt wieder hochfahren möchten. Was folgt ist eine große Diskussion, in der die armen Polizisten mit Bundesgesetzen argumentieren und dass wir auf keinen Fall weiterfahren dürfen. Das ändert unsere Meinung allerdings auch nicht und nach einer Weile geben sich die Polizisten geschlagen. Mit ein paar Telefonaten ist ein Pickup-Truck organisiert und wir werden mitsamt unseren Fahrrädern in unserer gewünschten Richtung aus der verbotenen Zone herauschauffiert. Später finden wir heraus, dass es sich um eine Sperrzone aufgrund der Plant 814 (Urananreicherung) handelt.

Wenige (kalte) Tage später sind wir im frühlingshaften Xichang und freuen uns über die Gastfreundschaft von Dawid. In dessen Atelier und Kunstschule können wir uns ausruhen und uns um die Verlängerung unseres China-Visums kümmern. Nebenbei lernen wir alle seine Freunde kennen und kommen vor lauter Verabredungen gar nicht dazu uns zu langweilen. Nach 8 Tagen sind unsere Visa fertig, die Fahrräder repariert und unser kulinarischer Horizont beträchtlich erweitert. Außer der altbekannten Nudelsuppe gab es in dieser Woche verschimmelten Tofu (eine Delikatesse!), Taubenschenkel, Kaninchenkopf und allerhand Fermentiertes.

Was folgt ist die anstrengendste Etappe unserer bisherigen Reise. Bis nach Lijiang geht es fast täglich auf 3000 bis 4000 Meter hoch und anschließend wir runter. Die krassen Anstiege werden immer wieder mit tollen Ausblicken und rasanten Abfahrten belohnt. Auch mit dem Wetter haben wir Glück. Tagsüber verbrennen wir uns in der Höhensonne die Gesichter, nachts gibt es zweistellige Minustemperaturen.

Was die Fahrt zusätzlich spannend macht, ist die ethnische Heterogenität in diesem Teil Chinas. Neben den Han-Chinesen gibt es in Sichuan und Yunnan große Bevölkerungsanteile von Yi zu, Bai zu und Naxi zu. Diese unterscheiden sich in Aussehen, Sprache, Essen und Gebräuchen von den Han-Chinesen und offenbaren eine kulturelle Vielfältigkeit, die uns vor der Reise gar nicht bewusst war.

Mittlerweile sind wir in Dali, einer ehemaligen Hippiestadt, angekommen und genießen die Stadt mit ihrem frühlingshaften Wetter. Unser nächstes Ziel ist Laos, bis dahin sind es noch bergige 800 Kilometer.

 

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