Letzte Tage in Asien: Burjatien und Baikalsee

Die mongolisch-russische Grenze liegt fast vor uns, aber so genau wissen wir noch nicht wie wir drüber kommen sollen. Es ist mal wieder eine Autogrenze, Fußgänger und Fahrräder dürfen an diesem Übergang nicht passieren. Während wir noch überlegen, es trotzdem zu probieren, hält ein mongolischer Transporter und bedeutet uns die Fahrräder aufzuladen und mitzufahren. Er kennt das Problem.

Direkt hinter der Grenze liegt die Stadt Kjachta und unsere Gastgeberin Olga erwartet uns schon. Sie und ihr Mann haben alte Freunde zu Besuch, die sich freuen ihr Englisch und ein paar Brocken Deutsch an uns zu probieren. Kaum sind wir da, stehen Teller und Gläser vor uns, ein Umstand, der sich die nächsten 24 Stunden nicht ändern wird, nur die Örtlichkeit wechselt. Nachmittags geht es zum Picknick an den See, danach für Kekse und Kaffee nach Hause und wieder ins Restaurant. Schon kugelrund kommen wir um 23 Uhr zurück und es wird erneut aufgetischt; zum Trinken muss es schließlich etwas zum Essen geben.

Am nächsten Tag starten wir in Richtung Baikalsee. Die ersten 400 Kilometer führen uns durch den Oblast Burjatien. Die Burjaten sind eine ethninsche Minderheit, die sich den Mongolen zugehörig sieht und buddhistisch-lamaistische Traditionen sind weit verbreitet. Die Straße ist gut, das Wetter wechselhaft, also beeilen wir uns und kommen schnell voran. Tags darauf regnet es fast durchgängig, dazu kommt ein fieser Gegenwind. Die Gegend ist dünn besiedelt, ein Dorf kommt nur alle 80 Kilometer. Zur Mittagszeit finden wir trotzdem ein Haus, dass nach Restaurant aussieht. Es ist verschlossen, aber nach kurzem Klopfen werden wir eingelassen und bekommen eine Brotzeit mit Tee. Als wir bezahlen wollen, winkt der vermeintliche Wirt ab. Er arbeite heute nicht, deshalb wolle er auch kein Geld nehmen. Kurz vor Ulan-Ude besuchen wir den Ivolginsk Datsan, den größten Tempelkomplex Russlands. Unsere neuen Freunde aus Kjachta sind mit dem Kloster bekannt und so bekommen wir einen exklusiven Rundgang mit einem englischsprachigen Lama und zelten anschließend an der Quelle hinter der Anlage.

Weiter geht es nach Westen, wir erreichen den Baikalsee und das Wetter bessert sich. Nur Nachts bleibt es weiterhin kalt. Bis vor wenigen Wochen war der See noch gefroren und je näher wir dem Ufer kommen desto kälter wird es. Die nächsten Nächte zelten wir trotzdem am Ufer und treffen dabei die verschiedensten Leute. Die Spanne geht von Wodka-beseelten Dorfjugendlichen, bei denen schnell die Fäuste fliegen und die unaufgefordert ihre Putin-Liebe bekennen, bis zu Geologen, die für ihre Bohrungen im Wohnmobil leben und dabei das halbe Land durchqueren. In Baikalsk schlafen wir bei einem Couchsurfing-Host der trotz seiner 1-Zimmer Wohnung ständig Gäste aufnimmt. Von seinen Landsleuten hält er nicht besonders viel, dafür genießt er die Natur im Khamar Daban Gebirge und bevorzugt die internationalen Reisenden als Gesellschaft.

Nach einer letzten Nacht am Baikal erreichen wir Irkutsk. Das Ufer und die dahinterliegenden Berge sind wunderschön und wir nehmen uns vor wiederzukommen und dann länger zu bleiben. Irkutsk ist die erste größere russische Stadt, die wir erreichen. Wir übernachten bei Aryna und Kolja, die mit ihrer Tochter in einem selbstgebauten Haus am Stadtrand wohnen. Tagsüber schlendern wir entlang alter Holzhäuser durch die Innenstadt, Abends sitzen wir mit unseren Gastgebern am Lagerfeuer. Nach drei Nächten geht unser Zug nach Moskau. Vor uns liegen 4 Nächte und 3 Tage, in denen wir in einem engen Schlafwagen einen ganzen Kontinent durchqueren.

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