Durch den wilden Kaukasus (Teil II)

Unser ursprünglicher Plan für die Reise war auch, möglichst oft von den Fahrrädern zu steigen und wandern zu gehen. Aus diesem Grund nehmen wir die zusätzlichen Kilos für die schweren Wanderschuhe und Rucksäcke gerne in Kauf. Bisher funktionierte das eher so mittelmäßig. In Bulgarien hielten uns Regen und Hagel vom Wandern ab und in der Türkei gab es weder gekennzeichnete Wanderwege (für einen Guide waren wir zu geizig), noch verlässliche Karten. In Georgien sollte es nun endlich soweit sein. Von Tbilissi fuhren wir nach Nordosten, wo Georgien an Dagestan, Tschetschenien und Aserbaidschan grenzt. Im Lagodheki Nationalpark machten wir uns zusammen mit Wanderern aus Großbritannien und Belgien auf den Weg und verbrachten drei tolle Tage im Hochgebirge.
Direkt neben Lagodheki ist die aserbaidschanische Grenze. Tatsächliche die erste Grenze die wir nicht visumfrei mit dem Personalausweis überqueren konnten. Das Visum konnten wir aber bequem online beantragen und ausdrucken. Sogar die aserischen Grenzpolizisten waren zu unserer Überraschung freundlich und zu Späßen aufgelegt. Entlang der russischen Berge fuhren wir weiter Richtung Baku, vorbei an mäßig interessanten Kleinstädten, die sich vor allem durch die Größe ihrer Heyder-Aliyev-Parks unterscheiden. Heyder Aliyev ist der 2003 verstorbene Präsident, dessen Konterfei an jeder Ecke zu sehen ist. Mit Demokratie und Pressefreiheit nahm er es nicht ganz so genau, dafür ließ er fast jeden Park, jede zweite Straße und Fabrik nach sich benennen. Seit seinem viel betrauerten Tod ist sein Filius an der Macht, der den autokratischen Regierungsstil weiterführt.
Die Strecke führte immer geradeaus, die Straße war gut und wir kamen gut voran. Während einer kurzen Rast in Ismaili sahen wir plötzlich zwei bepackte Radler vor uns. Eric und Veronika sind ebenfalls in Leipzig losgefahren (www.sattelperspektiven.wordpress.com), allerdings mit dem Ziel Nepal. Wir freuten uns über die Gesellschaft und fuhren bis Baku zusammen. Die letzten 150 Kilometer ging es durch die Wüste, das war zu viert deutlich lustiger!
In Baku wollten wir die Fähre nach Kasachstan nehmen. Wie sich herausstellte startet diese aber 70 Kilometer südlich der Stadt. So schnell kommen wir wahrscheinlich nicht nochmal nach Aserbaidschan, dachten wir uns und entschieden uns dafür ein paar Tage Baku zu erkunden. Wahrscheinlich ist unser Blick durch die Fahrradbrille etwas gefärbt, aber wir waren froh die Stadt nach drei Tagen wieder zu verlassen. Für uns bestand Baku aus riesigen Stadtautobahnen, protzigen Autos und zur Schau gestellten Reichtum, der in krassem Gegensatz zum ländlichen Aserbaidschan steht.
Mit der Fähre über das kaspische Meer verhält es sich etwas kompliziert. Niemand weiß so genau, wann sie denn abfährt. Manchmal geschieht das angeblich täglich, manchmal aber nur alle 10 Tage. Jegliche Versuche den Tag der Abfahrt vorher zu erfahren sei vergebens, so berichteten uns andere Reisende, also fuhren wir an den Hafen und waren darauf vorbereitet ein paar Tage neben dem Dock zu campieren. Doch wir hatten Glück und für den nächsten Tag wurde um die Mittagszeit eine Fähre angekündigt und wir konnten auch schon Fahrkarten kaufen. Das erhoffte Schiff kam mit nur zwei Stunden Verspätung und gegen 22 Uhr waren wir an Board.

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